Tannendorfbrücke
Mit der Greiz-Brunner Eisenbahn erhielt die Stadt am 21. Oktober 1865 Anschluss an das sächsische Eisenbahnnetz. Für Greiz hat das Eisenbahnzeitalter begonnen.
Die beständig wachsende Stadt und das damit einhergehende Anschwellen des Verkehrs entwickelte sich zunehmend zu einer Herausforderung. Unter anderem erwiesen sich die niveaugleichen Kreuzungen von Straße und Eisenbahn als Hindernis. Zwischen 1911 und 1914 wurden neben der Tannendorfbrücke, auch eine Verbindungsbrücke über die Weiße Elster zwischen der neuen Elsterberger Straße und dem Göltzschtal sowie die Friedrich-Arnold-Straße (heute Plauensche Straße) neu gebaut. Diese stellten eine neue Verbindung zum Tannendorfplatz und weiter nach Obergrochlitz bzw. Elsterberg her. Insgesamt wurden durch diesen gewaltigen Bau fünf beschrankte Bahnübergänge beseitigt und konzentriert über die monumentale Brücke geleitet.
Die Brücke selbst ist eine komplizierte Stahlträgerkonstruktion mit 48 m Spannweite, die sich im weiten Bogen schiefwinklig über die Plauener Bahnlinie spannt. Es entstand kein nüchterner Zweckbau, sondern ein funktionsorientierter Brückenkörper im schlichten Jugendstil. Mit der leicht geschwungenen Oberkante des Brückenbogens erhielt die gesamte Konstruktion eine Grundform in Jugendstilmanier. Alle Stützmauern der Straße, die Widerlager der Brücken sowie die vier hohen Laternensäulen nebst den kräftig wirkenden Brückenköpfen zu beiden Seiten der Bahnüberführung sind durchgehend aus Beton hergestellt. Beton gehörte damals zu den Innovationen beim Bauen und war deutlich kostengünstiger als herkömmliche Bauweisen.
Die massig geformten Laternensäulen – auch Pylone genannt – bilden das Tor zur Brücke. Auf diesen sind inzwischen originalgetreu nachgebaute Jugendstillampen montiert, wodurch die vertikale Wirkung verstärkt wird.
...Auszug aus dem Buch "Jugendstil in Greiz - Ein Kleinod an der Europäischen Jugendstilstraße"