Das Obere Schloss

Älteste Zeichnung des Oberen Schlosses

Die bisher nachweislich erste urkundliche Erwähnung des Namens Greiz erscheint in einer Urkunde aus dem Jahre 1209, in der Burgmannen von Greiz aufgeführt werden. Es ist davon auszugehen, daß die Greizer Burg wesentlich früher erbaut worden ist. 

Ein Beleg hierfür ist die im Rahmen der laufenden Restaurierungsarbeiten wiederentdeckte Doppelkapelle und dendrochronologische Datierungen von 1188.

Dieser außergewöhnlich bedeutsame Befund läßt die Bedeutung der Greizer Burganlage im 12. Jahrhundert in einem völlig neuen Licht erscheinen.
In Thüringen existieren nur noch zwei weitere Doppelkapellen. Der Doppelkapelle räumlich vorgelagert ist die barocke Schlosskirche im Bereich des mittelalterlichen Palas, die durch eine Treppe mit der Fürstenloge verbunden ist.
Die meisten Räume des Oberen Schlosses weisen wertvolle Stuckaturen auf.

Das Obere Schloss offenbart architektonische Zitate von der Romanik über Gotik, Renaissance, Barock bis zum Rokoko. Bis 1809 war das Obere Schloss, ausgenommen einer kurzen Unterbrechung, immer Residenz der Herren, Grafen und des ersten Fürsten Heinrich XI. Reuss Aelterer Linie, welcher die Herrschaft 1768 wieder vereinen konnte.
Heinrich XIII. Reuss Aelterer Linie wählte seine Residenz im Unteren Schloss. Das Obere Schloss war von da an bis zum 11. November 1918 Sitz der Fürstlichen Landesregierung und des Fürstlichen Consistoriums.

Seit 2010 befindet sich in einem Teil des Oberen Schlosses die Dauerausstellung "Vom Land der Vögte zum Fürstentum Reuß älterer Linie". Sie thematisiert die Geschichte der Vögte, der Herren, Reichsgrafen und Reichsfürsten Reuß sowie die damit verbundene kleinstaatliche Residenzkultur.
Die Dauerausstellung des Oberen Schlosses widmet sich mit regional bedeutsamen historischen Ereignissen unter besonderer Bezugnahme zur kleinstaatlichen Residenzkultur.

Dauerausstellung

Blick ins Foyer

Das Museum im Oberen Schloss bietet ein multimediales Geschichtserlebnis für Groß und Klein. Auf einem Skateboard durch 800 Jahre computeranimierte Baugeschichte surfen und dabei Punkte sammeln? Einmal selbst Ritter- und Grubenhelme tragen? Neben dem Adel im Klangsessel sitzen und etwas über die damaligen Tischsitten erfahren?
Im Museum im Oberen Schloss der ehemaligen Residenzstadt Greiz ist das möglich.

Sie können sich fühlen wie die Herren selbst und die Blütezeiten und großen Katastrophen der Reußen in einem 3D Film hautnah miterleben. Begeben Sie sich in einem sprechenden Fahrstuhl auf eine interaktive Zeitreise vom Jahr 1209 bis weit hinein ins 18. Jahrhundert.

Die Schlossherren höchstpersönlich erzählen Ihnen von den Ereignissen ihrer Zeit und dem Leben der Vögte, Grafen und Fürsten Reuß älterer Linie. Man muss sie nur berühren.

Selbst entdecken ist das oberste Gebot!

Doppelkapelle

Modell der Doppelkapelle

Zu den herausragenden Besonderheiten des Museums im Oberen Schlosses gehört die Romanische Doppelkapelle aus dem 12. Jh., die bei Restaurierungsarbeiten wieder entdeckt wurde. Die Romanische Doppelkapelle zu Greiz bildet einen bauhistorischen Beleg für die herausragende Bedeutung der Greizer Burganlage im ausgehenden 12. Jahrhundert. Sakrale Bauten dieser Art sind äußerst selten.

Was ist eine Doppelkapelle?

Die Doppelkapelle wird allgemein als zweigeschossiger Bau mit übereinander liegenden Kapellenräumen beschrieben. Dabei handelte es sich überwiegend auch um ein Statussymbol.

Doppelkapellen waren bislang von den Burgen der Thüringer Landgrafen (im heutigen Sachsen-Anhalt: Landsberg, Freyburg; im heutigen Thüringen: Großlohra, Eisenach) oder von kaiserlichen Anlagen (Nürnberg, Eger) bekannt.

Der obere Kapellenraum (capella privata) war mit einem Kreuzgratgewölbe ausgestattet. Zudem kragte aus der östlichen Außenwand ein zweigeschossiger Apsiserker aus.

Vom unteren Kapellenraum sind der Chor mit gegenüberliegenden Sakramentsnischen und die Gewölbeansätze für den Triumph- und den Apsisbogen zu entdecken.

In den unteren und oberen Kapellenraum ist die sogenannte Fürstenloge später eingebaut worden, sodass die Deckenöffnung zwischen beiden Kapellen nicht mehr erkennbar ist.

Vom oberen Kapellenraum (im 1. OG) ist ein Teil der bauzeitlichen Ausstattung erhalten. Es handelt sich um ein einfaches Stufenportal mit eingestellter Dreiviertelsäule und Tympanon mit Halbfigurenrelief sowie um romanischen Stuck (im 2. OG) als Fragment einer Darstellung des Christus in der Mandorla.

3D-Film "Glanz und Gloria"

Ein Erlebnis für die ganze Familie

Im Gewölbe der Romanischen Doppelkapelle erleben Sie einen 3D-Film. Er trägt den Titel „Glanz und Gloria der Reussen“ und entführt Sie mit dieser stereoskopischen Projektion in die dritte Dimension der Greizer Geschichte. 

Dieser Film wurde eigens für die Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz produziert. Er rundet mit anderen Überraschungen das besondere Museumserlebnis ab.