Kennen Sie das Fürstentum Reuß älterer Linie?
Greiz war bis 1918 die Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Reuß älterer Linie. Reuß älterer Linie gehört in der Zeit zwischen 1871 und 1918 zu den kleinsten Fürstentümern im Deutschen Kaiserreich, verfügte aber über eine Stimme im Bundesrat. Das Fürstentum Reuß älterer Linie (1778 gefürstet) bestand im 19. Jahrhundert aus drei voneinander getrennten Gebieten mit einer Gesamtfläche von 316 Quadratkilometern. Es gehörte in dieser Zeit zu den am dichtesten besiedelte Bundesländern des Deutschen Reiches.
Natürlich war das Fürstentum Reuß älterer Linie ein typischer deutscher Kleinstaat, aber bedenken Sie, dass in dieser Pluralität die Wurzeln des Föderalismus, der die Bundesrepublik Deutschland und Europa heute prägt, lagen. In jedem Kleinstaat gab es einen Landesherrn, der als Mäzen fungieren konnte und dessen Ruf zahlreiche Künstler folgten. Viele Hinterlassenschaften der Kulturgeschichte Thüringens wären in dieser Vielfalt ohne eine kleinstaatliche Struktur nie denkbar gewesen.
Zwei Schlösser bestimmen das Stadtbild von Greiz. Beide Schlösser sind authentische Beispiele kleinstaatlicher Residenzarchitektur und kennzeichnen die Eigenständigkeit der Länder und Herrschaftssitze auf engstem Territorium:
- das Obere Schloss Greiz
- das Untere Schloss Greiz
Die Greizer Residenzschlösser sind einzigartige bauhistorische Zitate der Landesteilungen. Die Teilung der Erbfolge betraf auch die Teilung der Stadt Greiz und der Ländereien. Deshalb hatte Greiz neben den beiden Residenzschlössern, zwei Parkanlagen und zwei Marställe, zwei Bürgermeister und zwei Galgen. Heute sind das Obere Schloss, das Untere Schloss und die darin befindlichen Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz in städtischer Trägerschaft.
Die Besucher erleben in den Räumlichkeiten des Unteren Schlosses und des Oberen Schlosses (seit 2010) Dauer- und Sonderausstellungen in einem wahrhaft fürstlichen Ambiente mit einzigartigen bauhistorischen Befunden von der Romanik bis zum Jugendstil.
Die Greizer Schlösser und das Sommerpalais verbinden architektonische Zitate vom 12. bis 19. Jahrhundert und werden durch den ehemals Fürstlichen Landschaftspark ergänzt. Das Einzigartige an dieser Residenzarchitektur von Greiz ist die bauhistorische Geschlossenheit des Ensembles.