Grabstätten auf dem Neuen Friedhof
Mit dem Anwachsen der Bevölkerung im Zuge der Industrialisierung stieg natürlich auch die Zahl der Begräbnisse und es bedurfte in Greiz eines weiteren Friedhofs. Zu diesem Zweck erwarb die Greizer Kirchgemeinde 1873 von der Waisenhausstiftung ein Gelände am Rande der Stadt im sogenannten Krümmetal, baute eine Kanalisation, legte Wege an und umfriedete es mit einer Mauer. Am 21. September 1877 wurde der Neue Friedhof eingeweiht und ein Jahr später die Kapelle erbaut. Bald wurde der Neue Friedhof zum Hauptfriedhof erklärt. Die Grabmalkultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts gewährte noch absolute Gestaltungsfreiheit, was sich in den noch zahlreich vorhandenen, zum Teil sehr aufwendig gestalteten Grabstätten des wohlhabenden Bürgertums, reicher Handwerker oder Fabrikanten widerspiegelt. Viele Zeitgenossen legten Wert auf ein individuelles Grabmal.
Diese Situation war ein entscheidender Auslöser für die Friedhofsreform, welche sich im Umfeld der Reformbewegungen vollzog und die gesamte Lebenswelt zu erneuern suchte. Das Ziel, eine verloren geglaubte kulturelle und soziale Einheit mit gestalterischen Mitteln wiederherzustellen, setzten die Friedhofsreformer mittels strenger Friedhofsordnungen durch. Bei der Erweiterung des Neuen Friedhofes 1928 ließ man sich von den neuen Leitbildern wie Sachlichkeit, Nützlichkeit, Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit, Harmonie und Ruhe leiten. Mit einer einfachen Aufteilung in Hauptwege und annähernd quadratische Felder wurde man im Wesentlichen den Reformprinzipien gerecht.
...Auszug aus dem Buch "Jugendstil in Greiz - Ein Kleinod an der Europäischen Jugendstilstraße"