Kirche Reinsdorf

Wer den Jugendstil in Greiz sucht, darf sich die Gotteshäuser nicht entgehen lassen. Die Evangelisch-Lutherische „Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit“ im Ortsteil Reinsdorf ist zum Beispiel heute eine der wenigen Kirchen Deutschlands mit Jugendstilausmalung. Die Kirche wurde unter Benutzung von Bauteilen aus dem 14. Jahrhundert 1720 im Barock errichtet. Nach einem Brand im Januar 1911 gingen Gestühl, Emporen und Orgel verloren. Noch im selben Jahr wurde die Inneneinrichtung erneuert und das Langhaus erhielt zwei seitenschiffähnliche Anbauten. Beim Wiederherrichten legte der Leipziger Architekt Paul Lange großen Wert auf die Innenarchitektur und ließ den neuen Kunststil einfließen.

Beim Betreten der Kirche fällt die Decken- und Chorwandgestaltung mit Jugendstildekor auf. Die malerische Ausschmückung des Innenraums erfolgte durch die Firma Heinrich Wilk aus Leipzig. Um die Arbeiten schneller voran zu treiben, bediente man sich bereits damals der Schablonentechnik. Dies ermöglichte optimale Ergebnisse bei gleichbleibend hoher Qualität. Seit Abschluss der Restaurierungsarbeiten im Jahr 2020 sind die vielfältigen floralen Ornamente wieder erlebbar, die aus freigelegten Resten rekonstruiert werden konnten.

...Auszug aus dem Buch "Jugendstil in Greiz - Ein Kleinod an der Europäischen Jugendstilstraße"

Gottesackerkirche

Mit dem gedrungen wirkenden Bauwerk kommt bei der Gottesackerkirche schlichter Jugendstil zum Tragen. Dieses setzt auf den Grundmauern der alten Gottesackerkirche auf und ruht auf einem Natursteinsockel. Der Keller zum Kirchhof tritt geschosshoch aus dem Hang hervor. Vorgelagerte Arkaden tragen die Saalkirche und ermöglichen den Blick zum Freiraum. Derart reagiert die Architektur geschickt auf die Hanglage und stellt eine Verbindung zwischen Gebäude und dem ehemaligen Alten Friedhof her.

Als echten Glücksfall kann man bezeichnen, dass die Putzfassade und Inneneinrichtung der Kirche bis heute nahezu unverändert erhalten geblieben sind. Große dreigeteilte Fenster im Querschiff setzen innen wie außen einen gestalterischen Akzent. Im Gegensatz zu den sonstigen Fenstern werden diese an der Außenfassade durch Baudekor in Jugendstilmanier an den Fenstergewänden straßen- und hofseitig hervorgehoben. An der Ostapsis betonen die geschwungene Trauflinie und das ovale Fenster die Ansicht.

Als Schmuck ganz eigener Art fallen erst beim genauen Hinsehen die zwei kleinen Reliefs an der Straßen- bzw. Hoffront ins Auge. Auf den Ziertafeln sind Tier- und Pflanzenmotive als typische Elemente des Jugendstils zu sehen.  Besondere Aufmerksamkeit sollte man auch den Buntglasfenstern geben. Neben religiösen Symbolen sind dort die Bauchronik dargestellt und die Namen der Stifter verewigt. Entworfen und ausgeführt wurden die Glasfenster von der Anstalt für Glasmalerei und Kunstverglasung Wilhelm Franke, Sachsen-Altenburger Hoflieferant aus Naumburg (Saale).