Marktstraße 8/ Thomasstraße 13
Die schmalste Parzelle in der Markt- bzw. Thomasstraße besaß der Klempnermeister Ernst Wilhelm Hahnebach bereits vor dem vernichtenden Brand von 1902. Mit 4,20 m hatte dieses Grundstück „nur“ eine Zimmerbreite. Es fügte sich, dass die Bauausführung mit der benachbarten Marktstraße 10 zusammenfiel und durch ein und dasselbe Greizer Baugeschäft, nämlich das von Franz Bernhard Lippold übernommen wurde.
Mit der Planung des Neubaus beauftragte Hahnebach 1903 seinen Schwiegersohn Ernst Jäger, der als Architekt in Chemnitz tätig war. Jäger orientierte sich bei seinem Entwurf an Formen und Motiven aus der Burgenromantik. Insbesondere ließ er sich von der mittelalterlichen Gotik inspirieren. Die Hinwendung zu phantasievollen und traumhaften Inhalten des Mittelalters ist für die Zeit durchaus üblich. Oft sind Bewegungen der Moderne – wie auch der Jugendstil – durch die Neuromantik nachhaltig beeinflusst worden.
Auch in der Bauweise griff Jäger auf eine traditionelle, mittelalterliche Technologie zurück. Er entwarf eine für Greiz typische Klinkerfassade. Damit bewies er, dass er die Ästhetik des Schichtens und Fügens von Klinkern hervorragend beherrschte. Mit phantasievollen Verbänden aus gelben Verblendern und grünen Glasursteinen setzte er die Klinkerkultur hier in Szene. Das Haus bildet einen ästhetischen Blickfang und hebt sich deutlich von der übrigen Häuserzeile ab.
...Auszug aus dem Buch "Jugendstil in Greiz - Ein Kleinod an der Europäischen Jugendstilstraße"